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AutorenbildUwe Techt

Was haben Gandhi, Elon Musk und Jane Goodall gemeinsam?

Vielleicht haben Sie diese drei Menschen noch nie in einem Satz gelesen.

In vielen Aspekten sind sie wohl komplett unterschiedlich.

Ich wage aber zu behaupten: In einer (sehr wertvollen) Sache sind sie gleich:


  • Wie schaffte es Mahatma Gandhi, die indische Bevölkerung zum friedlichen Widerstand und Großbrittannien zur Befreiung Indiens zu bewegen?

  • Wie konnte Elon Musk mit Tesla die zwei "unbezwingbaren" Riesen Automobil- und Erdölindustrie erschüttern?

  • Wie erreichte Jane Goodall, dass sie von einer Affenfamilie aufgenommen wurde und so die Tiere aus unmittelbarer Nähe erforschen konnte?

Natürlich gibt es den sichtbaren Unterschied, den sie in ihrem Bereich gemacht haben:

  • Mahatma Gandhi gewann durch Vorbildwirkung das Vertrauen und den Respekt der indischen Bevölkerung und der britischen Regierungsvertreter.

  • Elon Musk machte E-Autos vom Verzichtsfahrzeug zum Luxusgut und war mit dem Thema Klimakrise am Puls der Zeit.

  • Jane Goodall ging im Gegensatz zu bisherigen Forschern unbewaffnet in den Dschungel, um den Tieren keine Angst zu machen.

Schlüsselfaktor Risikofreude?

Waren sie einfach unglaublich mutig?

Sieht von außen vielleicht so aus. Bestimmt hat es ihnen nicht an Mut gefehlt.


Aber in Wahrheit haben sie auch wenig Grund zur Angst gesehen:

  • Mahatma Gandhi hat erkannt, dass Menschen instinktiv sozial sind, Gutes mit Gutem vergelten wollen und umgeben von großer Ungerechtigkeit kein normaler Mensch wirklich glücklich sein kann, auch nicht die Bevorteilten.

  • Elon Musk hat erkannt, dass Pleitegehen nicht tödlich sonder nur unangenehm ist und dass es kein technisches Hindernis für den Umstieg auf Elektroantrieb gibt und die Nachfrage kommen wird, sobald E-Autos vom Abstieg zur Verbesserung für die Kund*innen werden.

  • Jane Goodall hat erkannt, dass die Affen ebenso neugierig und instinktiv sozial sind wie Menschen und nur aus Angst aggressiv zu bisherigen Forschern gewesen waren.

Alle drei haben die Realität erkannt wie sie ist, statt von eigenen und fremden Ängsten, Vorurteilen, und blinden Flecken in die Irre geführt zu werden.


Sie alle hatten Klarsichtigkeit, wenn man es so nennen will. Oder beherrschten klares Denken, wie TOC-Erfinder Eli Goldratt es nennt.


Sieh die Realität wie sie ist

Ist die Realität sehen wie sie ist ein besonderes Talent?

Eine seltene Fähigkeit, die ganz wenigen Genies vorbehalten ist?


Ja, aber nicht weil es so sein muss - sondern weil der Großteil von uns das glaubt.


Die Menschen, die das nicht glauben, sind die, die es schaffen, diese Fähigkeit zu entwickeln.


Das war eine der zentralen Botschaften, die Gandhi mit seinem Leben und seiner persönlichen Entwicklung bewiesen hat und die auch Eli Goldratt vermitteln wollte:


„Letztendlich und am aller wichtigsten wollte ich aufzeigen, dass wir alle herausragende Wissenschaftler sein können. Ich glaube, dass das Geheimnis, was einen guten Wissenschaftler ausmacht, nicht in seinem intellektuellen Potenzial liegt. Wir haben genug Potenzial. Wir müssen uns nur die Realität anschauen sowie logisch und präzise analysieren, was wir sehen.“

Eliyahu M. Goldratt in Das Ziel (1984) – Vorwort


Goldratt hat vier "Paradigmen" definiert, die dabei helfen, die Realität zu sehen wie sie ist - weil sie üblichen Irrwegen im Denken entgegenwirken:


  • Statt: "Ich habe keine Chance, das jemals zu durchblicken":

    • Die Realität ist logisch und damit verstehbar. „Erkenne die Logik und finde den Hebel!“

  • Statt: "Ich oder du! Das Leben ist ein Kampf. Was ich gewinne, muss ein anderer verlieren!

    • "Konflikte sind (selbst) gemacht. Es gibt immer eine Win-Win-Lösung.„Finde die falsche Annahme!“

  • Statt: "Menschen sind schlecht." "Die Person/Gruppe ist schuld/böswillig/gegen mich."

    • Menschen handeln aus positiver Absicht. „Finde den Fehler im System/Prozess/bei dir selbst!“

  • Statt: "Ich kenne mich aus. Wenn ich sage, es geht nicht, dann geht es nicht."

    • Jede Situation kann fundamental verbessert werden. „Finde eine Durchbruchslösung für einen Sprung!“


Wahr oder Falsch?

Früher habe ich in Seminaren lang und breit mit Teilnehmenden über die Wahrheit dieser Statements diskutiert.


Mittlerweile habe ich gelernt: Es ist irrelevant, ob die Paradigmen "wahr" sind.

Was zählt ist, was man denkt. Nimmt man diese Mindsets für wahr, dann helfen sie, einen klaren Kopf zu bewahren und gute Entscheidungen zu treffen.


In der TOC Sprechstunde am 2. Februar 2023 hatte ich wieder Gelegenheit mich mit anderen dazu auszutauschen und mir ist möglicher Grund aufgefallen, warum manche Menschen sich damit schwer tun:


Das ist ein ziemlicher Anspruch!

Und verlangt, wenn man es genau nimmt, ein Verantwortungsgefühl für alle Schwierigkeiten und Probleme in der Welt und erst recht im eigenen Wirkungskreis.


Um sich nicht zu überfordern und gleichzeitig den eigenen Selbstwert zu schützen macht es Sinn, diese Mindsets als "falsch" anzusehen.


Doch sie sind keine Erfindung von Eli Goldratt, der vielleicht als Zeitgenosse leichter ignoriert werden kann. Alle Weisheitstraditionen der Welt vermitteln zumindest Teile dieser Prinzipien für eine gute Gesellschaft und ein erfolgreiches Leben: Buddhismus, Hinduismus, Christentum (zumindest ab Jesus), Stoizismus, ...


Es gibt keine Genies und keine Idioten

Also ist es eigentlich schade, Menschen in der instinktiven Abwehr zu lassen.


Besser: Wir passen auf, wie wir die Paradigmen darstellen, um weniger Abwehrreaktionen zu triggern.


Denn was ich bisher nie dazu gesagt habe:

Keineswegs ist es zu erwarten oder realistisch, dass jeder von uns jederzeit und in jeder Situation immer klar denkt und niemals in eine dieser (oder andere) Denkfallen fällt.


Im Gegenteil: auch die Weisesten fallen hin und wieder in Vorurteile, Blinde Flecken, etc.


Niemand ist immer Genie oder immer dumm. Jeder hat über den Tag und sein Leben verteilt immer wieder genialere und dümmere Momente, trifft mal weise, mal schlechte Entscheidungen.


Schauen Sie in die Geschichte!

Um Genie genannt zu werden genügt ja oft ein einziger genialer Moment im Leben!

Und in der Gegenwart können Sie gut beobachten, wie Elon Musk aktuell praktisch ausschließlich negativ in den Medien präsent ist.


Der Unterschied

Was unterscheidet also beeindruckende Menschen von uns "Normalos"?


Drei Elemente scheinen mir zentral zu sein:


1. Sie überprüfen ihre eigenen Annahmen und achten sehr aufmerksam auf (v.a. negatives!) Feedback und Indizien, dass sie falsch liegen könnten. Sie fürchten am Irrweg zu sein mehr als negatives Feedback.


2. Sie sind geübt darin, sehr schnell zu bemerken und zu reagieren, wenn sie am Irrweg sind oder einen Fehler gemacht haben und wieder "on track" zu kommen.


3. Sie lernen aus jedem Fehler, statt ihn gutzureden oder möglichst schnell zu vergessen. Sie akzeptieren sich selbst wie sie sind (eben nicht perfekt, keine Genies, keine Heiligen) und wissen, dass Fehler die besten Lehrer sind: aber nur, wenn man sich nicht scheut, sie sich genau anzusehen.


Diese Dinge sind zwar nicht einfach, aber auch für uns "Normalos" trainierbar.


Am einfachsten wäre es natürlich, diese natürlichen, menschlichen Eigenschaften von Kindheit an beibehalten.

Nachdem der Zug für uns Erwachsene leider abgefahren ist, heißt es:

Üben, üben, üben!

(Und vielleicht können wir mit unserer Vorbildwirkung die nächste Generation dabei unterstützen, diese Fähigkeiten beizubehalten und zu stärken, statt sie ihnen auszutreiben.)


Bei Punkt 2 haben Sie wahrscheinlich schon vermutet: Hier geht es um Achtsamkeitstraining und Emotionskontrolle.


Zur Unterstützung für Punkt 1 und 3 hat Goldratt die TOC Denkwerkzeuge entwickelt.

Diese Werkzeuge sind viel weniger kompliziert als gängige Analysemethoden. Damit verlieren sie natürlich auch eine gewisse Zuverlässigkeit/Wissenschaftlichkeit, dafür sind sie schnell und einfach anzuwenden.

Sie orientieren sich an unseren natürlichen Denkprozessen, um diese einfach und wirksam zu unterstützen.

Denn der wichtigste Schritt und das wirksamste Hilfsmittel ist, vom fehleranfälligen Denken zum hinterfragbaren Aufschreiben zu wechseln.


Viel Spaß beim Training!


Lese-Tipps:

Easwaran, Eknath : "Gandhi the Man"

Goldratt, Eliyahu M. und Efrat Goldratt-Ashlag: "The Choice"

Techt, Uwe: "Goldratt und die Theory of Constraints" <= Tipp: Das Buch erhalten Sie kostenlos bei der Anmeldung für unser TOC Curriculum! Weitere Infos: https://www.theoryofconstraints.de/


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